Jeden Tag erblicken wir, egal ob wir gerade eine noble Shopping Mall entlang spazieren, oder an der Bahnstation außerhalb der Innenstadt in die nächste Bahn einsteigen wollen, dieselbe Miserie. Obdachlose, mittellose Menschen, die um jeden Cent kämpfen, um sich eine warme Mahlzeit zu leisten. Das Paradoxe: Laut Studien wirft jeder Deutsche im Jahr ca. 82kg Lebensmittel weg. Werfen wir einen Blick auf die Lebensmittelsituation in Entwicklungsländern oder Krisenländern, so erkennen wir ganze Ernährungskrisen, die Hunger, Not und Tod auslösen. „Was hat unser Konsumverhalten mit dem Hunger in Afrika zu tun?“, würde manch ein spektischer Zyniker hier hinterfragen. Tatsächlich sehr viel, wobei das komplexe Wirkungsgefüge ein Thema für sich darstellt, welches wir hier und heute nicht genau gedenken zu beleuchten.

Nichtsdestotrotz: Ist es nicht moralisch verwerflich, wenn ein Land Millarden von Tonnen an Lebensmitteln wegwirft, obwohl ca. 795 Millionen Menschen laut der Food and Agriculture Organnization of The United Nations nicht genug zu essen haben auf der Welt? Obwohl wir hungernde Menschen auch direkt vor unserer Haustür antreffen?

Frankreich und Italien sind dieses Problem bereits im letzten Jahr angegangen. Wir fokussieren uns jedoch auf unseren Nachbarn Frankreich, ein Land der kulinarischen Wunder und Genießer. Im Jahre 2014 wurde noch ermittelt, dass jeder Franzose etwa 20 bis 30kg an Lebensmitteln jährlich wegschmeißt, deutlich weniger als die Deutschen. Allerdings sind es immer noch 20 bis 30kg zu viel, wenn es nach der französischen Umweltministerin Ségolène Royal ginge, die ein Gesetz Mitte 2015 druchsetzen konnte, das Großhändlern wie Supermarktketten künftig verbietet, Lebensmittel wegzuschmeißen oder unbrauchbar zu machen. Fakt ist, dass der Großteil der unverkauften Lebensmittel noch genießbar ist. Warum aber sind Supermärkte bereit, sie wegzuschmeißen? Fehletiketteriungen, falsche Lieferungen und kleine Makel wie Druckstellen oder unansprechende Farblichkeit von Obst und Gemüße können dazu führen, dass die Lebensmittel, wäre da nicht das neue Gesetz, in die Tonne landen.

Ein weiterer Grund: Oft ist bei den weggeworfenen Lebensmitteln das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen. Muss man da das Produkt wegschmeißen? Vor allem hier herrscht ein verheerendes Missverständnis. Denn wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Produktes überschritten ist, heißt es noch lange nicht, dass es nicht mehr genießbar ist. Es handelt sich bloß um eine Garantie des Herstellers, dass die typischen Eigenschaften des Produktes wie Geschmack, Aussehen, Nährstoffe und Konsistenz bis zu diesem Datum noch unverändert bleiben. Meistens kann man das Produkt noch weit über das Mindesthaltbarkeitdatums hinaus gefahrenlos konsumieren. In vielen Fällen schmeckt es sogar noch sehr lecker.

Der Großteil der Eurpäer ist sich gar nicht bewusst, dass die Lebensmittel, die sie wegwerfen, noch verwendbar sind. Das ist auch der Knackpunkt, warum Skeptiker nicht viel vom neuen Lebensmittelgesetz in Frankreich halten und warum Deutschland einen anderen Weg wählt, um gegen das große Wegschmeißen vorzugehen. Es liege nicht an den Supermärkten, sagen Gegnder des Gesetzes, sondern am unwissenden Bürger. In Deutschland versucht man daher mit Kampagnen und Initiativen wie „Zu gut für die Tonne“ die Bürger aufzuklären.

Ich muss gestehen, ich selbst habe noch nie etwas von dieser Initiative gehört. Ihr wahrscheinlich auch nicht. Obwohl ein Teil der unverkauften Lebensmittel in Deutschland an Tafeln und andere wohltätige Organisationen gespendet wird, sind die Bemühen der Regierung nur als „schwach“ einzuordnen. Containern ist derweil immer noch illegal und kann zur Anzeige gebracht werden, während in Deutschland immer noch ca. eine halbe Millionen Kinder an Hunger leiden.

Daher wäre es an der Zeit, ein ähnliches Lebensmittelgesetz auch in Deutschland einzuführen und auf vielen anderen Ebenen gegen die Verschwendungssucht vorzugehen.