Okay, ich hab schon einmal erläutert, warum es in Berlin keinen Guide gibt und doch tue ich es, aber es steht ja auch das Wort Klischee da, also kommt wieder runter. Den Berliner gibt es nicht mehr und hat es wohl vermutlich auch nie gegeben, viel mehr ist jeder Bezirk ein eigenes Habitat für eine eigene Subspezies. Ob das darauf zurückzuführen ist, dass jeder Bezirk einmal in eigener Ort war und Berlin in den Grenzen, wie wir es kennen, erst 1920 entstanden ist, das muss man wohl ein Team aus Naturforschern, Psychologen und Forensikern fragen. Hier mal eine kleine Zusammenfassung.

Der Mitte-Mensch: Von Mama und Papa in die Wohnung eingekauft, gerade im Medizinstudium, was ja nur betrieben wird, um den eigenen Horizont zu erweitern. In Berlin ist man ja eh nur hier, um sich selbst besser kennenzulernen. Die Dreiraumwohnung braucht man für das eigene kreative Schaffen und bei deinen Homepartys koksen Models und Evil Jared auf deinem Klo.

Homo Prenzlauer Bergus: Du kommst aus dem Schwabenland, aber wolltest nach Berlin, findest deinen Mann aus München, zeugst eine Schar Kinder, welche alle Finn, Hauke, Torben und Eva heißen und beschwerst dich, weil du im Cafe auf dem Tisch keine Windel wechseln darfst. Danach gehst du erstmal in den Biomarkt und machst exotisches Ökoessen. Später am Abend triffst du andere Prenzlauer Berg Anwohner (alle Zugezogen) und hälst Gespräche über Kunst, die du nicht verstehst.

Marzahnus Eructus: Eine typische Familie aus Marzahn: Vater Mirko/Rainer/Harry ist kettenrauchender Frührentner, der gern fernsieht und sich über alles aufregt, was die Qualitäts-Springerpresse verkündet. Frau Ilona/Malis/Doreen hat sich beim Friseur ein paar Lila Strähnchen machen lassen, weil das schick und frech aussieht. Dazu qualmt sie, aber nur Malboro Light und trinkt gerne, aber nur Sekt, weil sich das für eine Lady gehört. Die Kinder Rocko/Kevin/Hardy und Jaqueline/Candy/Nancy haben T-Shirts mit Tribal Muster oder was in Rosa an und haben Piercings an komischen Stellen im Gesicht. Abends gucken alle TV rund um den Kacheltisch.

Kreuzbergus Sapiens: Sieht sich selbst als geborenen Berliner, obwohl er vor 5 Jahren aus Stuttgart hier herkam. Wundert sich, dass die Mieten so billig sind und kauft vom gesparten Geld und Papas Bausparvertrag noch ein paar Wohnungen. Danach geht er selbstzufrieden ins Cafe und trinkt einen Chai Latte mit Sojamilch und freut sich in einem Arbeiterkiez abzuhängen. Arbeit ist irgendwas mit Medien und am Körper trägt man alles, was ironisch ist. Im Club regt man sich über Spanier auf.

Zehlendorf-Mädchen: Du hast noch nie gearbeitet und auch noch nie geputzt. Studierst irgendwas mit Jura, weil man ja auf der richtigen Seite des Rechtes stehen will. Du siehst dich selbst als sehr liberal an und nach einer Champagner-Party lässt du deine lettischen Putzfrau auch gern ein Glas übrig, nachdem sie dein mit Körperflüssigkeiten besudeltes Bett gereinigt hat. Zu deinem Vater hast du eine fast perverse Beziehung und Mama findet deine Freunde alle ganz niedlich, sie weiß doch, am Ende heiratest du eh Konstantin aus der Bank. An deinen Wochenenden reitest du gern oder sitzt im Indoor Whirlpool. Du heißt irgendwas mit Greta-Sophie-Aurelia-Clarissa und trägst Jacken aus Pelz, was du dir auch nicht von diesen linken Spinnern aus dem Freundeskreis deines Stechers mies machen lässt.