Finnland gehört zu den eher jüngeren eigenständigen Staaten Europas, die aber schon lange vorher als Volksidentität existierten. Anders als Schweden, Norwegen und Dänemark war es niemals ein eigenes Königreich und es siedelten auch niemals Wikinger hier. Anders als seine anderen skandinavischen Brüder ist ist Finnisch keine skandinavische Sprache und hat auch sonst keine verwandten Sprachen in Europa, was sehr ungewöhnlich ist. Finnland war immer ein wenig hin und her gerissen in der Geschichte und für seine nördlichen Bruderstaaten gilt Finnland als der schweigsame und trinkfeste Bruder, der sich nicht ganz so häufig blicken lässt.

Während im Frühmittelalter die Wikinger begannen Norwegen, Schweden, Dänemark, Schleswig, Island, die Faröer-Inseln, Grönland und sogar Kanada zu besiedeln, machten sie um Finnland doch eher einen Bogen. Dann, als im Hochmittelalter das Königreich Schweden erstarkte, lieferte es sich einen Wettlauf mit den Fürstentum Nowgorod, um die bewaldete und wildreiche Provinz zu kolonisieren. Die finnische Population bestand damals aus eher losen Verbanden von Lappen im Nordteil Finnlands, die nomadisch lebten, Finnen, welche an kleinen Küstendörfern siedelten und Einwanderern aus dem Baltikum, die sich mit den „Ur-Finnen“ mischten. Nachdem sich das russische Nowgorod und Schweden mehrere Scharmützel lieferten, schlossen sie Verträge, um eine Grenze durch Finnland zu ziehen. Finnland ging nun an die beiden Staaten über, wurde christlich (wobei sich die alte Mythologie noch Jahrhunderte behaupten konnte) und Städte nach europäischem Vorbild mit Ständesystem wurden für die Bevölkerung errichtet. Schweden konnte sich als Großmacht etablieren und erweiterte seine Gebiete im Ostseeraum vor allem in Finnland. Lange Jahre blieb Finnland ein Vasallen Staat Schwedens, von dessen Kultur es durchaus profitierte und regelmäßig Modernisierungen erfuhr.

Als Schweden 1809 den Krieg gegen Russland verlor, trat es Finnland an das Zarenreich ab. Der Zar, der einen langen und verlustreichen Guerillakrieg fürchtete, ernannte das Land zum Großfürstentum. Das war der Beginn der finnischen Nation. Durch die größere Autonomie, welche die Finnen unter dem Zarenhaus erlebten, wurden sie sich ihrer eignen Identität mehr bewusst. Zu dieser Zeit entstand viel Folklore, Literatur und ähnliches. Vor allem zu nennen ist Elias Lönnrots  Kalevala, welche zum Nationalepos wurde und die finnische Sprache wieder in den Alltag brachte. Vorher lächelte man auf ungebildete Bewohner, die kein Schwedisch sprachen, jetzt war jeder Stolz darauf Finnisch zu können!

Auch wurde Finnland um 1860 rum industrialisiert und weiterhin modernisiert. Eine eigene Bank, eigene Armee und eigene Politik wurden eingeführt. Es kam nun zu immer mehr Unruhen, da sich die Finnen ihrer eignen Identität immer mehr gewahr wurden. Doch sollte es noch bis 1917 dauern, als sich das Zarenreich auflöste, dass Finnland vollständige Unabhängigkeit erlangte. Heute ist Finnland wohl eines der wildesten, rauesten und ursprünglichsten Länder Europas, 86% des Landes sind bewaldet. Es leben noch Tiere hier, welche anderswo rar geworden sind. Und Finnen leben in Frieden und Austausch als gleichwertiger Staat mit seinen skandinavischen Brüdern, die durch das einzigartige und ungeschriebene Gesetzt der Gleichheit miteinander kooperieren.