„Mein Vater drückt mir die Stiefel meiner Mutter mitten ins Gesicht. Langsam dreht er die Absätze, dass mir die Lippen aufreißen.“

von Claude Ponti

Frankreich, Winter 1961. Der Junge Hercule wächst zusammen mit seinem jüngeren Bruder in einem kleinen Dorf auf. Der Vater, welcher wenig spricht und dafür mehr prügelt, die Mutter, die mehr und mehr in ihre eigene Welt abdriftet, der Lehrer, der mehr seinen brutalen Fantasien Lauf lässt, als Wissen zu teilen und eine Dorfgemeinschaft, welche kühl und roh ist. Das Buch beginnt kalt, nicht nur, weil es Winter ist, es ist kalt. Schnörkellos und nicht beschönigt. In dieser groben, hoffnungsarmen Welt des Jungens scheint es keine Lichtblicke zu geben, nur sein Bruder scheint noch Unschuld und Liebe zu vertreten.

In diesem harten Milieu begleiten wir den Jungen. Durch sein Leben, seine kleinen Abenteuer, die Streiche, die er spielt, die Prügel, die er kassiert. Erfahrt, wie er sich rächt für die unangebrachten Maßnahmen seines Lehrers, wie er die Dorfgemeinschaft noch erschüttern wird.

Das Buch erzählt eine Geschichte aus dem Leben, keinem schönen Leben, aber dafür ist sie ehrlich. Sie steckt voller kleiner Glücksmomente, die doch oftmals genau so schnell wieder erlöschen. Birgt Überraschungen, schöne und eher unschöne, ist unzensiert und mitreisend. Es mag hart und kalt klingen, doch es ist wohl das lesenswerteste Buch, was ich seit langem in den Fingern hatte. Es hat mich gefesselt, nach der ersten Seite und mich bis heute nicht ganz losgelassen. Vergleichbar mit dem Roman „Populärmusik aus Vittula“- doch eben die härtere Fassung, die ungeschönte Wiedergabe einer späten Kindheit in einer Welt, wo Erwachsene ebenso kalt sind wie der Schnee.