„Komm Lin-uh, sei so lieb und erneure des Meisters Pfeife, der grüne Drache beginnt schon wieder ihn zu quälen…Bitte, mein Kleiner, reiche mir ein Licht, damit ich inhalieren kann…“

Ungefähr so stell ich mir ein Gespräch in einer Opiumhöhle vor, wo dürre Gestalten mit langen Haaren und Nägeln sich lange Pfeifen an den Mund halten, die eifrig von jungen Chinesen gestopft werden. Doch was ist das eigentlich alles und woher kommt es?

Opium ist ein Mittel, das aus der unreifen Samenkapsel des Schlafmohns gewonnen wird. Hierzu ritzt man die Kapsel an, wartet bis der Saft austritt, sammelt diesen auf, trocknet ihn und voila, schon habt ihr Rohopium gewonnen. Dieses Rohopium wird in vielen Verfahren geknetet, geröstet und so weiter. Schließlich wird es mit Hilfe eines Schimmelpilzes zu verwertbaren Opium geformt. Dieses kann dann geraucht, gegessen, mit Hasch konsumiert, oder in Alkohol aufgelöst und getrunken werden.

Schlafmohn wird in Europa und dem Mittelmeerraum schon seit der Jungsteinzeit kultiviert und ist eine der ältesten Nutzpflanzen überhaupt. Nicht nur, dass man die Samen verspeisen kann, auch das gewonnene Opium hatte einen hohen Stellenwert. Es wurde als Medizin genutzt, denn es ist wirksam gegen Schmerzen. Schamanen nahmen es ein, um mit den Göttern in Kontakt zu treten und in späteren Kulturen gewann Opium den Status einer Droge. Bei den Sumerer wurde Schlafmohn die Pflanze der Freude genannt, die Griechen nutzen ihn neben medizinischen Zwecken auch kultischen, um den Gott des Schlafes, der Göttin der Träume und den Gott des Todes näher sein zu können. Es wurden Bronzegefäße in der Form von Mohnkapseln gefunden, welche Opium enthielten. Im antiken Rom wurde Opium zu einer Wohlstandsdroge der Reichen. Bei einer Inventur des kaiserlichen Palastes im Jahre 214 wurden 17 Tonnen Opium gezählt. Opium war ein Wunderwerk, zu einem war es Patienten möglich, Operationen und Verletzungen zu ertragen, zum anderen konnte man sich damit berauschen und den Alltag entfliehen.

Als das Christentum in Europa Einzug hielt, wurde Opium verboten und als Teufelei verschrien, es dauerte eine ganze Weile, bis es wieder durch die arabische Medizin in den westlichen Ländern bekannt wurde.

In China kam es wegen Opium sogar zum Krieg. als die Briten Mitte des 19.Jhd ihr Handelsmonopol weiter ausbauen wollten, führten sie aus Bengal nach China Opium ein. Das führte im Reich der Mitte zu einer wahren Epidemie an Süchtigen. Als das Kaiserhaus sich gegen den erzwungenen Import wehren wollte, kam es 1839-42 zum ersten von zwei Opium Kriegen. Nun war China nicht mehr als eine Defacto-Kolonie des Westens und Opium wurde massenhaft ins Land verschifft. Um 1880 gab es mehr als 20 Mio. Abhängige! (Auch England hatte zu dieser Zeit mit vielen Süchtigen zu kämpfen). Noch bis in die 1920er Jahre war Opium ein riesiges Problem, was auch nicht gebessert wurde, als Missionare Morphin ins Land brachten, welches sich als Ersatzdroge genauso verheerend erwies. Erst durch die Mao-Diktatur wurde der Lage Herr geboten.

Das Empire brachte die Droge in viele ihrer ehemaligen Kolonien und so gibt es Orte in Indien, Bhutan und Umgebung, die sich bis heute nicht von ihrer Opiumsucht erholt haben!

Noch immer wird Opium in vielen Ländern hergestellt und Schlafmohn angebaut. Legal dürfen das Frankreich, die Türkei, Australien, Indien, Spanien und Ungarn. In vielen anderen Ländern wird das illegal gemacht. Besonders bekannt sind wohl Pakistan und Afghanistan. Noch bis heute finanzieren sich Taliban und andere Splittergruppen durch Opium und andere Drogen.

Auch wird weiterhin die wohl suchtgefährdendste Droge von allen, Heroin, aus Opium destilliert. Opium ist ein zweischneidiges Schwert, zu einem eine Heilpflanze, zu anderem hat sie eine mehr als hässliche Fratze.