Reisen beflügelt meine Gedanken – Außergewöhnliche Orte, fremde Kulturen, neue Eindrücke. Wie vielen anderen Designern, Architekten und Künstlern gibt mir das viel frische Inspiration. Meine erste Entdeckungsreise ging nach Belgien. Eine Woche lang fuhr ich mit meinen Kommilitonen durchs Land, erkundete sämtliche Orte und Städte, von Kortrijk bis nach Brüssel und Antwerpen.

Belgien hat architektonisch wirklich etwas zu bieten: Alte Bauwerke treffen auf moderne Architektur. Jedes Haus scheint mit besonderer Hingabe entworfen zu sein. Das Erscheinungsbild der Stadt ist somit nicht gleichförmig, wie man es aus Berlin kennt – eine Fassade nach der anderen mit identischem Fensterformat – Nein, in Belgien ist jedes Haus unterschiedlich. Ein eigener Charakter mit eigener Geschichte. Und genau diese Individualität der Bauwerke macht es unglaublich spannend durch die Straßen zu spazieren und alles genau zu betrachten. Die historischen belgischen Bauten sind aus Backstein gezimmert und schließen im Spitzdach. Schon die unterschiedlichen Backsteinfarben, sowie die bunt lackierten Fensterrahmen sind erfrischend für das Auge.

Ab den 1980er Jahren reagierten junge Architekten auf die postmodernen Exzesse. Eine „neue Einfachheit“ prägte die Architekturpraxis und wurde international. So setzte sich langsam die kulturelle Moderne auch im katholischen Belgien durch. Neuartige Wohnhausarchitektur wirkte sich auch auf die Gestaltung von Büchereien, Gerichtsgebäuden und Museen aus. Es etablierten sich die flämischen Baumeister und das flämische Architekteninstitut, welche nun bei der Vergabe und Durchführung öffentlicher Bauaufträge auf hohe Entwurfsqualität achten.

Heute sind Gebäude wie die neue Konzerthalle in Brügge von  Robbrecht&Dean aus Beton mit elegantem farbig-transparenten Glas alltäglich geworden. Aber natürlich gibt es in Belgien auch viele junge aufstrebende Architekturbüros, deren Projekte sich bewusst abheben und unterscheiden. Diese Entwicklung finde ich äußerst positiv. Es ist inspirierend, wie die Architektur auf gegenwärtige kulturelle Bedingungen reagiert und daraus etwas frisches, individuelles entsteht.

Diese avantgardistische Art können wir, die jungen deutschen Architekten, als Vorbild nehmen.

Wie Jean Baudrillard sagte: „ Ein Kunstwerk oder ein Bauwerk ist etwas Einzigartiges und alle diese Einmaligkeiten sind wie Löcher, Zwischen- oder Hohlräume in der ständig wuchernden Fülle einer Gesamtkultur.“

Bildquelle: www.robbrechtendaem.com