Es ist 8 Uhr morgens, Berlin-Schöneweide. Ich stehe mit meiner Reisebegleitung an der Tankstelle und halte meinen Daumen in die Luft. Vor mir ein Schild auf welches ich mein Reiseziel geschrieben habe. Prag. Von Bekannten und aus dem Internet wusste ich, dass dies hier der Hotspot für Tramper in Richtung Prag sein sollte. Allerdings sollte es noch 3 Stunden dauern, bis endlich ein Auto hielt, nicht nur um zu tanken, sondern auch um uns mitzunehmen. Zunächst nur nach Dresden. Die beiden netten Herren kamen grade aus Polen und wollten zurück, legten aber einen kleinen Schlenker ein, um uns unserem Ziel einen Schritt näher zu bringen.

Kaum in Dresden angekommen, entrollten wir wieder einmal unseren Banner und siehe da, keine 5 Minuten später saßen wir auch schon in einem Auto Richtung Tschechen, Grenze. Diesmal bekamen wir noch eine kleine Rundfahrt durch die Dörfer im Grenzgebiet. Oh man, hier geben sich Hase und Igel noch die Pfote und rauchen danach vermutlich die guten billigen Kippen aus Tschechen.

Genau in einem solchen Ort wurden wir dann auch abgesetzt. Viel gab es hier nicht. Eine  Tankstelle mit einem großem Sortiment Zigaretten, 4 Wohnhäuser, eine Autobahnzufahrt und eine Jesusikone mit deutscher Inschrift. Also wieder rauf auf den Autobahnzubringer und Daumen raus und wirklich, nach ein paar Minuten hielt schon wieder jemand… Wir sahen aber auch sympathisch aus an diesem Tag.

Diesmal war es ein Van mit Fracht. Der Fahrer öffnete die Tür und rief nur: Hol dein Mädchen und spring rein. Das war dann auch sein gesamtes Deutsches Vokabular. Den Rest der Fahrt verständigten wir uns mehr mit Handzeichen. Wie es sich herausstellte war er Barmann, Trucker, DJ und Koch in Prag und kam grade zurück aus Frankfurt. Was er da getan hatte, konnte er uns allerdings nicht sagen. Um so schöner fanden wir dann doch aber seine Musikauswahl an Tschechischem Elektro… Es waren die längsten 4 Stunden meines Lebens. Und auch mit die Aufregendsten.

Glaubt mir, wenn ihr nicht mit 80 kmh Überholungsmanöver an einem Truck vorbei auf kleinen Bergstraßen gefahren seid, habt ihr nicht gelebt.  Im Auto tauschten wir alle fleißig Zigaretten, mit welchen ich mich an der Tanke im Dorf eingedeckt habe. Für ca. 3€ die Schachtel habe ich mir ordentlich was gegönnt.

Nach einer Weile der Fahrt konnten wir Prag am Horizont erblicken, eine wahrlich stattliche Kulisse. Über die Stadtautobahn fuhren wir ins Zentrum von Prag und ich fühlte mich wirklich, als wäre ich im tiefsten Osten angekommen. Große Straßen, alte, verschnörkelte Häuser, gruslige Bäume, welche nach den Passanten zu greifen schienen und Prachtbauten von Staatsoper und Balletten.

Genau vorm Hostel wurde gestoppt, also raus da und eingecheckt. Das Zimmer hatte eine, sagen wir mal spezielle Farbgebung. Doch hier wollten wir ja eh nicht bleiben, raus und die Stadt erkunden!

Die Häuser waren wirklich unglaublich. Alles war dekoriert und verziert. Selbst die Dekoration. Doch war es kein sinnloser Kitsch. Es war der feinste Art Deco und Jugendstil den ihr euch vorstellen könnt. Als hätte man 1895 das Design und die Architektur der Stadt einem begabten Haufen Jungendstil Künstler überlassen.

Entlang der Moldau war es wirklich unglaublich. Wir setzten uns und tranken Bier, welches wir für einen nahezu lächerlich billigen Preis gekauft hatten und begannen die Prager Hipster mit den unseren zu vergleichen. Wirklich viele unterschiede bis auf die großen Plastikflaschen voller Bier gab es nicht wirklich. Der Himmel war zwar bewölkt, doch brachen Sonnenstrahlen Fingerspitzen gleich hindurch und tasteten den Fluss und die Boote, welche auf ihm fuhren ab.

Nachdem wir eine Weile den wirklich wunderbaren Fluss entlang wanderten, kamen wir mehr durch Zufall zum Botanischen Garten. Dessen Außenbereich ist ohne Eintritt zu besichtigen. So blieben wir und sahen uns die zahlreichen Bäume, Sträucher und Blumen aus aller Welt an. Der Garten ist eine Nummer für sich, kann ich euch sagen, denn er wirkt erst relativ klein, doch ist er das nicht. Er entfaltet sich an einem Hang und so ist er größer als wir erwarteten. Auch um den Garten drückten sich Häuser an dessen Mauer und bestätigten das verwinkelte Bild, welches ich von Prag hatte. Haus schmiegte sich eng an Haus, durchzogen von kleinen gepflasterten Gassen und gekrönt von Türmchen und anbauten. Prag ist im Übrigen eine der wenigen Städte, welche in den letzten großen Kriegen kaum Schaden davon getragen hat. Meines Wissens wurde nur ein Haus zerstört!

Ein weiterer Pluspunkt für Prag ist, dass man für wenig Geld gut essen gehen kann. Für ungefähr 10€ bekommst du Essen und Getränke für einen ganzen Abend! Und dann bist du auch in einem gar nicht mal so schlechten Laden. Denn den nächsten Morgen aß ich in einem Café mein Frühstück und zahlte 4€.  Oh Junge, ihr hättet den Laden sehen sollen! Es war wie eine Zeitreise zurück in das Jahr 1892… Ich war der einzige Mann, der keinen Anzug trug. Dasselbe gilt für das Nachtleben, und hier gebe ich euch einen großen Tipp, der auch für jede andere Stadt gilt: “Geht nicht in Bars oder Clubs, die in Touristenführern stehen.” Diese sind ihr Geld nicht wert. Geht selber auf Erkundungstour! Aber das sollte eigentlich jeder Wissen, oder?

Was ihr auch machen könnt ist, euch euer Getränk der Wahl in einem Späti holen und euch abends an die nun beleuchtete Moldau setzen. Die Prager Bevölkerung ist mir sehr nett in Erinnerung geblieben. Kaum jemand kam mir komisch, so sollte es ja auch gang und gäbe sein. Ihr solltet nur auf eure Wertsachen aufpassen, denn Taschendiebe sind besonders stark in den Tourigebieten vertreten und sehr geschickt. Genauso sieht es mit den Bettlern aus und die sind ein wenig aufdringlicher als in Berlin. Aber das sollte alles kein Grund sein, die Stadt nicht zu betreten, wirklich nicht.

Ein weiterer Höhepunkt, den ich während meines Aufenthaltes sehr genossen habe, war der Besuch des Kafka Museums an Tag zwei meiner Reise. Dieser Ort, ist genauso wie seine Bücher… wirklich dunkel, schief und ein wenig unheimlich, doch durchaus spannend und sehenswert!

Ein weiterer Pluspunkt, den ich nach dem Besuch im Museum entdeckte, war Absinth. Den hatte ich ganz vergessen und als ich einen Laden fand, welcher nur solchen Verkaufte, ging ich erst einmal auf Schmöker Tour. Ihr werdet mir nicht glauben, was es da alles an Flaschen gab. Leider war ein striktes Fotoverbot im Laden. Doch glaubt mir, es waren wirklich exotische Dinge darunter.

Nachdem ich ein paar weitere turbulente Tage in dieser wahrhaft wunderschönen Stadt verbrachte, mir Gebäude, Museen und Kneipen ausgiebig zu Gemüte führte und langsam die Nase voll von meinem Hostelzimmer hatte, hieß es wieder ab nach Berlin für mich. Also Sachen gepackt und ab an die Straße und Daumen raus. Diesmal wartete ich sehr, sehr lange… am falschen Spot, stellte sich heraus. Nachdem mich ein netter älterer Herr über meinen Fehler aufklärte, fuhr ich U-Bahn (ein Ticket für nichtmal 20 Cent…) um ein Stück außerhalb der Stadt zu gelangen. Nachdem ich erst von einem Herren an eine Raststätte gefahren wurde, dauerte es nicht lange und zwei Geschäftsmänner in einer schicken Limousine nahmen mich mit, zurück nach Berlin. Doch Prag wird mir ewig in Erinnerung bleiben, mit seinen gepflasterten Gassen, seinen verschnörkelten Türmchen, den verspielten Fenstern, dem Stuck und den hohen Decken, all den kleinen und großen Statuen, welche die Häuser pflasterten und den schöne Farben in den hier alles gehalten war. Das goldene Prag bestrahlt durch eine kräftige Sonne, welche durch dichtes Wolkenmeer brach und auf den Dächern funkelte und tanzte.

Bild- und Informationsquelle: Readthetrieb & maikitten.de