Der weltberühmte Club Berghain steht für ekstatischen Techno, Tanz, berauschende Drogen, Darkrooms und eine harte Selektion der Türsteher. Man dringt ein in einen Ort, der scheinbar seine eigenen Regeln und eigene Zeitgesetze besitzt. Dabei wird die Architektur nur nebensächlich wahrgenommen, doch sie ist es, die den Rahmen für diese utopische Realität erschafft. Diese heterotopische, andere Welt eröffnet sich aus einem aus den frühen 60er Jahren stammenden Heizkraftwerk: Außen neo-klassizistisch gehalten, innen für seine heutige Funktion transformiert. Wenn man durch die überdimensionale Halle die Treppe zur Tanzfläche beschreitet, geleitet von pulsierendem Techno, erfährt man die fesselnde Wirkung dieses Ortes.

Das Bauwerk hat seine Geschichte: Die Brennöfen sollten in der DDR die Karl-Marx-Allee versorgen. Erweitert wurde es um ein genauso großes Stromwerk, doch ab den 90ern stand der Bau leer. 2004 nahmen sich die Karhard Architekten das renovierungsbedürftige Bauwerk vor, um für die ehemalige Techno-Kultur OstGut eine neue Bleibe zu schaffen.

Heute bietet es eine Panorama Bar im Stromkraftwerk, den Techno Club in der Turbinenhalle, im Schlacke-Keller einen Schwulenclub lab.oratory und einen multifunktionalen Veranstaltungsort Kubus. Die Innenarchitektur ist roh und industriell behalten, ganz im Sinne Berlins architektonischer Strategie verfallener Räume, die mit wenigen Mitteln neu programmiert werden. Scheinbar wird aus dem Provisorischen und Improvisierten erlebnisreiche Architektur geschaffen. Technische Elemente wie Isolatoren wurden zu Lampen umgebaut und Trafokästen beispielsweise zur Bar.

Das Bauwerk bot die besten Möglichkeiten für die Umfunktionierung in einen Clubbetrieb. Wo einst elektrischer Strom die Maschinen bewegte, bringt heute elektrische Musik die Massen zum Tanzen. Auch intime Räumlichkeiten für Darkrooms waren zu finden. Die integrierte Kunst unterstützt das Charakterbild des Techno Clubs und schafft gleichzeitig einen Bezug zur Stammkundschaft, den Künstlern. Das Aluminiumpanorama von Piotr Nathans „Rituale des Verschwindens“ stellt die Ähnlichkeit der Naturgewalten mit der Kraft des Techno heraus. Der Siebdruck von Marc Brandenburg zeigt Segmente eines Karussells. Wie das Karussell in der Kindheit Vergnügen bereitete, ist das Berghain im gleichen Sinne eine Vergnügungsmaschine für Erwachsene. Die Nacht im Berghain hat 96 Stunden. Wenn ihr euch das nächste Mal dem Ort ohne Gesetzmäßigkeiten hingebt, schenkt der Architektur doch etwas Aufmerksamkeit.

Bild- und Informationsquelle:

http://www.karhard.de
http://www.berghain.de
http://www.lab-oratory.de
http://www.mato-tragkon.de/Fotos/proj_2006_ostgut_treppe_1.jpg
http://www.my-entdecker.de/wp-content/uploads/2011/10/dc_download_620dgi1cw2wr8sshkgl_0.jpg