Marina Bay Sands – architektonisch meisterhaft oder dekadent? Das ‘Marina Bay Sands’ ist ein Gebäudekomplex der Superlative; genauer gesagt drei Hochhausgebäude, die auf den Dächern mit einer Art „Surfbrett” verbunden sind. Es umfasst ein Hotel mit 2560 luxuriösen Zimmern, das teuerste freistehende Casino, eine Shopping Mall, einen der größten Konferenz- und Ausstellungsräume Asiens, ein Kunst- und Wissenschaftsmuseum, zwei Theatersäle, sechs Gourmet-Restaurants, weiterhin Bars, Nachtclubs und die Dachterrasse, gepflastert mit Garten und Bäumen, ist länger als der Eiffelturm hoch ist. Dort befindet sich die größte freischwebende Aussichtsplattform und der weltgrößte 146m lange scheinbar kantenlose Außenpool. Wir haben es hier also mit Dimensionen zu tun, die alle Vorstellungen überschreiten & Prunk und Glanz funkeln bis ins Unermessliche im Inneren. Kann man hier noch von gelungener Architektur sprechen oder ist das alles zu überkandidelt?

Das Marina Bay Sands befindet sich in der Innenstadt Singapurs, ‘Downtown Core’, direkt am Meer, wo es signifikant Singapurs Skyline prägt. Das Projekt stammt von dem Architekten Mosche Safdie und feierte 2010 seine Eröffnung. Für diesen Entwurf wurde Mosche Safdie von gestapelten Spielkarten inspiriert – meiner Meinung nach eine passende und ansprechende Idee. Die Errichtung des Gebäudes plante er mit dem Ziel, Singapurs Touristenwirtschaft langjährig sicher zu stellen. Das Konzept folgt dem Wunsch, die Besucher dazu zu bewegen ihren gesamten Tag und am besten noch die Nacht im Gebäude zu verbringen. Hierzu laden allerlei Attraktionen ein. Es gibt sogar eine Kunststoff-Eisbahn.

Der Zugang zum Infinity Pool ist nur für buchende Gäste möglich und verspricht ein wirklich extravagantes Highlight zu sein. In den Höhen des 55. Stockwerkes kann man schwimmend oder stehend im Wasser die Gebäudekulisse Singapurs genießen. Ebenfalls ist es möglich, die Aussichtsplattform zu besuchen und einen atemberaubenden aber nicht immer schwindelfreien Blick über das Land zu genießen. Der Architekt gestaltete innerhalb des Resorts einen Kunstpfad, der Installationen von James Carpenter, Antony Gormley, Ned Kahn, Sol LeWitt & Zheng Chongbin ausstellt.

In Singapur wird Shoppen wie ein Volkssport betrieben, den die klimatisierte Mall mit jeglichen luxuriösen Boutiquen befriedigt. Wem das Laufen hierbei durch die riesigen Hallen zu anstrengend wird, kann sich zum Beispiel auch mit einer venezianischen Gondel chauffieren lassen. Und als i-Tüpfelchen animiert auch das Casino Touristen ihr Geld zu verspielen, indem es mit kostenlosem Eintritt lockt. Einheimische müssen hingegen 100 Dollar zahlen. Das Hotel der Superlative kostete die Investoren der ‘Las Vegas Sands Corporation’ 8 Milliarden Singapur Dollar (4,6 Milliarden Euro), wodurch diese sich natürlich erhoffen, dass das Resort mindestens 1 Milliarde Dollar pro Jahr erwirtschaftet.

Von außen erscheint das Marina Bay Sands modern, doch im Inneren ist das Interieur golden und verschnörkelt gehalten. Es soll prachtvoll aussehen und dem ‘Geschmack’ der Reichen entsprechen. In dem Massencasino sind die Kronleuchter beispielsweise mit 132.000 Swarovski-Kristallen verziert. Ist das tatsächlich elegant oder vielleicht nicht mehr zeitgemäß? ‘Little Venice’ mag für Besucher interessant sein, doch trägt es zum kitschigen Erscheinungsbild bei. Ich finde das Bauwerk ist eine ingenieur-technische Glanzleistung, denn es erfüllt alle Vergnügungswünsche auf höchstem Standard. Leider wagte der Architekt sich nicht auch im Innendesign, zukunftsorientierte Architektur zu erschaffen. Denn diese entspricht im Allgemeinen dem Zeitgeist, kann aber gleichzeitig auch den gesellschaftlichen Geschmack beeinflussen…

Bild- und Informationsquelle: http://www.archdaily.com/,
http://www.nationalgeographic.de/thumbnails/gallery/72/54/01/infinity-pool-des-marina-bay-sands-resort-15472.jpghttp://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ec/Canal_inside_Marina_Bay_Sands.JPG & http://www.msafdie.com/#