Hallo meine Lieben,

willkommen zu ‘Psychologie im Alltag‘. Susi hat mir eine Mail geschrieben. Sie fragte mich, wie sie ihn überwinden kann. Wen? Den Schweinehund in uns, der immer da ist, wenn man auf dem Weg zum Fitness Studio sein sollte oder eigentlich die Wohnung zu putzen hat. Neben dem Schweinehund, der generell die faulen Anteile in uns dazu treibt, sich auszubreiten und eben genau nichts von dem zu tun, was wir eigentlich vorhatten, gibt es auch noch den inneren Kritiker. Meist sind es die Stimmen unserer Eltern, die sagen: „Das schaffst du nicht!“ oder „Vorsicht, lass es besser!“

Als Kind hatte ich beispielsweise eine Lieblingskassette von Bibi Blocksberg. Der Vater von Bibi sagte zu ihr auf der Kassette scherzhaft: „Mit deiner Stimme kannst du höchstens Einbrecher verscheuchen!“ Dieses hinderte Bibi natürlich nicht daran, bei der nächsten Hitparade auf Platz eins zu landen. Ich fand den Satz damals sehr lustig und meine Eltern machten sich einen Spaß daraus. Immer wenn ich sang, begannen sie Bibis Vater, Bernhard Blocksberg, zu zitieren.

Als ich älter wurde und weiterhin gerne sang, bestätigten sich meine Befürchtungen. Ich weiß nicht, ob ein Einbrecher tatsächlich wegen meiner Stimme davon gelaufen wäre, aber ich sagte mir, ich könne gar nicht singen. Ich gab dem inneren Kritiker Recht und sang nicht mehr – außer wenn mich niemand hörte (also auch keine Einbrecher). Nun, der innere Kritiker ist da. Aber warum? Was hat er für eine Berechtigung zu existieren, außer einem das Leben schwer zu machen?

Wir können ihn versöhnlich betrachten, denn er kümmert sich um uns. Gleichgültigkeit kann man ihm also nicht vorwerfen. Er hat die Funktion, uns zu schützen: Vor Ablehnung und Rückschlägen und dennoch verhindert er manchmal Wege zum Erfolg, bahnbrechende Ideen und Lebensentwürfe. Im Allgemeinen sollten wir einfach gütiger mit uns selbst umgehen. Denn wenn die negativen Gedanken kreisen, kann es hilfreich sein, einfach kleinschrittig umzudenken. Also anstatt „Das schaffe ich nie!“ zu sagen: „Das schaffe ich noch nicht!“ Fragt Euch, was die Absicht vom inneren Kritiker ist. Wovor will er euch warnen und warum?

Gedanken wie „Du bist hässlich!“, „Du bist ein Verlierer!“ sind in der Tat kontraproduktiv. Wichtig ist allerdings erstmal, diese Sätze, die einen so in den Kopf kommen, wahrzunehmen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, diese Sätze auf einen Zettel zu schreiben und anschließend durchzustreichen. Versucht mehr an die Dinge zu denken, die ihr schon geschafft habt im Leben, anstelle von dem, was euch (noch) nicht gelingt.

Freunde helfen natürlich auch, mit denen man sich über seine Unsicherheiten austauschen kann. Und nun noch mal zurück zu meinem Freund: der Schweinehund. Auch dieser hat eine nützliche Funktion, denn er entspannt, tröstet und wertschätzt auch. Statt im Fitness Studio verbringen wir unsere Zeit lieber vor dem Fernseher. Der innere Schweinehund ist also auch auf seine Art und Weise entlastend und sinnvoll. Er darf also ab und zu mal sein. Natürlich bereitet es ihm Freude, uns unsere schönen Vorsätze nicht einhalten zu lassen.

Wir können den inneren Schweinehund besser überwinden, wenn auch er sein darf, wie er ist und wenn wir unsere Ziele konkretisieren. Statt „Wohnung putzen“ wäre es produktiver uns vorzunehmen „Dienstag: 18:00 Uhr Wohnzimmer saugen!“. Konkretisierte Ziele mit Plan lassen sich besser verwirklichen als allgemeine Wunschvorstellungen ohne.

Im Übrigen, mittlerweile kann ich singen und trete sogar hin und wieder auf. Das war alles ein langer Prozess. Trotz meiner inneren Kritiker habe ich irgendwann doch Gesangsunterricht genommen. Es hat geholfen.

Damit wünsche ich euch eine schöne Woche mit oder ohne inneren Kritikern und Schweinehunden. Wie sind eure Erfahrungen? Wie geht es euch damit? Schreibt mir.

So long

Eure Lucy

Bildquelle: http://gregmcgregor.tumblr.com/