Nackte Haut, einzig geschmückt von einer barocken Halskrause. So präsentiert sich die Ballettaufführung ‚Don Juan‘ auf dem Werbeplakat. Im Ballett selbst trägt der Tänzer des Don Juan, Leonard Jakovina, nicht wesentlich mehr Stoff an seinem muskulösen Körper.

Don Juan ist ein Stück des sinnlichen Spiels. Giorgio Madias Interpretation staffiert die Erotik aus: Z. B. Schwarze Lackkostüme, die die Hintern entblösen & riesige Dildos, die dauerhafte Erektion andeuten. Ist das die gelungene Übersetzung eines aus dem Barock stammenden Stückes in die Moderne oder ist diese fetisch-anrüchige Darstellung lachhaft?

Den provokanten Verführungskünsten des attraktiven Don Juan kann keine Edeldame widerstehen. Zunächst schleicht sich Don Juan in einen Umhang gehüllt in die Gemächer von Donna Anna. Sie glaubt ihn als ihren Verlobten. Ihr Lustgestöhne schafft beim Publikum ab der ersten Szene volle Aufmerksamkeit. Als Nächstes verfällt die zunächst schüchterne Donna Isabella seiner Verführung. Donna Elvira, eine scharfe Nonne, erfährt noch auf einem Grabstein ihre Ekstase. Nicht zuletzt lässt Iana Salenko als Elisa ihren Bräutigam für diesen Wollüstling links liegen. Zanni, sein Knecht, macht die triebhaften Machenschaften erst möglich, indem er die Opfer zum Jäger bringt. Getanzt wird er von Vladislav Marinov, der an diesem Abend mit seinem tänzerischen Auftritt besonders hervor sticht. Er verkörpert seine Rolle exzellent und ist äußerst komödiantisch.

Die Handlung verspricht erotisierende Momente, doch leider mangelt es den Tänzen ein wenig an Leidenschaft. Das Ballett ist im Allgemeinen sehr theatralisch und enthält viele Szenen im Revue-Stil und etwas zu viele lustige Momente, um in die Erotik der Handlung einzudringen. Die Verführung der jungen Donna Isabella bildet hingegen eine Ausnahme. Leonard Jakovina und Ilenia Montagnoli tanzen hervorragend das Liebesspiel. Zunächst spielt Ilenia Montagnoli ein Gefühlshin- und her, aber im Endeffekt kann auch sie Don Juans Verlockungen nicht widerstehen. Überhaupt gewinnt die Ballettaufführung erst durch Bühneneffekte – Es kommen z. B. überdimensionale Spiegel zum Einsatz, die die Tänzer schweben lassen. Das schafft traumhafte Bühnenbilder. Die Kostüme sind absichtlich exzentrisch & provokant gestaltet. Sie versprühen den gewollten sexistischen Glanz. Glänzend sind wahrlich einige Kostüme – vielleicht erinnern einige schon zu sehr an ‚Diskokugeln‘.

Doch wir sind in Berlin und Berlin hat ein Faible für Extravaganz. Was der Bühnenperformance an Leidenschaft fehlt, überspielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Madia bediente sich Christoph Willibald Glucks Kompositionen: Don Juans Ballettmusik und anderen, wie z. B. einigen Szenen aus Orpheus und Eurydike. Eine Besonderheit ist die Geigerin Lidia Baich, die live auf der Bühne spielt und dadurch Teil der Darbietung wird. Sie ist großartig darin, den Saiten ihrer Violine teuflische Klänge zu entlocken. Madias Inszenierung versucht eine Balance zwischen dem Klassischen und Modernen herzustellen. Es war eines der letzten Ballettstücke, die Malakov, der ehemalige Intendant des Staatsballetts Berlin, seine Crew performen ließ.

‚Don Juan‘ ist der Versuch, die klassischen Balletttänze mit zeitgenössischer Darstellung zu kombinieren. Ich fand die Performance unterhaltsam und unkompliziert. Die provokanten Kostüme und Szenerien gestalteten die Ballettaufführung interessant. Leider verspürte ich nur zu wenig die Sinnlichkeit der Verführung.

Das Staatsballett Berlin führt auch noch im Januar 2015 Giorgio Madias Inszenierung des ‚Don Juan‘ in der Komischen Oper Berlin auf.

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Bildquelle: http://www.staatsballett-berlin.de/de/spielplan/don-juan/29-12-2014/77,
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