Hier wurde Britney Spears angeblich abgelehnt und Lady Gaga reingelassen.

Berghain, der legendärste Club Deutschlands und vielleicht sogar der ganzen Welt, der Techno-Tempel schlechthin, zelebriert seinen zehnten Geburtstag als düsteres Tor in eine unwirkliche, fantastische Parallelwelt, wo Exzesse und Beton brechende Bässe gefeiert werden. Narnia und Hogwarts können einpacken. Wenn der partywütige Berliner in eine Traumwelt flüchten will, dann stellt er sich Sven Marquardts prüfendem und zersetzendem Blick, um eventuell oder eher höchstwahrscheinlich die Nacht seines Lebens zu erleben.

Am Samstag, den 13. Dezember, pilgerte das Berliner Feiervolk zum ehemaligen Kraftwerk am Ostbahnhof, um zu den Klängen einer der wohl vielfältigsten Klubnächte zu tanzen, denn anstatt der üblichen 2 Floors wurde ein dritter geöffnet, der euch mit experimenteller Musik die Nacht versüßen sollte. Auch ich entschloss, dem Berghain einen Besuch abzustatten so wie gefühlt jeder zweite Berliner, der der elektronischen Musik, insbesondere dem Techno, verfallen ist. Doch natürlich muss ich auch hier betonen: Nicht jeder kommt rein. An diesem Punkt meines Artikels möchte meine Wenigkeit zudem hervorheben, dass die Entdeckung des Heiligen Grals wahrscheinlicher ist, als dass jemand auf dieser Erde das ultimative Rezept für den sicheren Einlass in den Händen hält. Ich bin lediglich in der Lage, anhand meiner Erfahrungen euch zu empfehlen, so früh wie möglich zu kommen, zumal der Club wie jeder andere auch gefüllt werden muss. Bei einer Kapazität von unglaublichen 1500 Menschen stellt die Befüllung eines Clubs natürlich ein Unterfangen dar, welches Stunden dauern kann, selbst wenn es sich um das legendäre Berghain handelt.

Ich kann euch eines sagen, die Schlange war lang, unglaublich lang. Falls ihr noch nie versucht habt, ins „Hain“ einzutreten, habt ihr wahrscheinlich vor der längsten Schlange gestanden, die eure Augen je erblickt haben. Aus diesem Grund kann ich nur an den inneren Mistkerl in euch appellieren. Denn ohne Vordrängeln hättet ihr sicherlich zwei oder drei Stunden ausharren müssen. Obwohl wir uns natürlich wie jeder andere „Berghaini“ auch bis zu den Gitterstangen vorgedrungen haben, mussten wir 30 Minuten in der bitteren Kälte bibbern, bevor wir zum Glück reibungslos in den Tempel reingewunken wurden.

Wir holten den Stempel und entschieden uns zu bleiben. Ein Fehler, welcher uns bewusst wurde, nachdem wir zwei Stunden zu Musik getanzt haben, die eine Welle von Kopfschütteln im Tanzpublikum losgetreten hat. Das hat wohl das Opening-DJ-Set immer an sich, selbst in einer speziellen Klubnacht wie dieser: Es wird einfach teilweise undefinierbare und in erster Linie langweilige Musik gespielt. Auch diesmal hat sich die Regel einfach bestätigt: Erst am Sonntagmorgen bricht die Hölle aus. Dementsprechend solltet ihr euch früh den Stempel holen und Sonntagmorgen erst wiederkommen.

Um 6 Uhr am Sonntag ca. erst fühlte ich mich wirklich angekommen, als endlich echte technoide Klänge die Wände zum Wackeln brachten und sich der Tempel mit bekannten, düster und wild bekleideten und oft unbekleideten Gestalten füllte. Die britischen Techno-Acts Blawan und AnD schossen das Publikum mit unglaublichen Sets in eine andere Galaxie und diese Reise durch komplett unwirkliche Welten wurde erfolgreich von den danach folgenden DJs wie Steffi und DVS1 fast ausnahmslos weitergeführt.

Immer und immer wieder staune ich über das Feiervolk, das sich im Berghain versammelt. Wie eine Armee bewegt sich die dunkle, schwarze Masse zu den basslastigen Sounds, wild und ungestüm und natürlich – daraus wird sicherlich kein Hehl gemacht – unter dem Einfluss aller möglichen Drogen. MDMA, Ecstasy, Speed, aber auch Ketamin und das gefährliche Methox prägen die Partylandschaft. Nur hier ist der Konsum von Liquid Ecstasy oder auch G genannt, auch bekannt als KO-Tropfen und Vergewaltigungsdroge, fast Gang und Gebe. Diese Nacht war natürlich keine Ausnahme.

So war es in der Tat nicht verwunderlich, dass ich auch an diesem Wochenende Zeugin des täglich Brot des Berghains wurde: Nacktheit, Sexorgien, Drogenexzesse, unzählige bewusstlose Feierwütige, die aus dem Berghain rausgetragen wurden. All das zog sich durch das Musikspektakel wie ein goldener Faden bis zum Ende, bis auch der letzte Track den Tempel zum Beben brachte. Marcel Dettmann und Ben Klock, der wahrscheinlich inoffiziell zum Techno-Gott ernannt wurde, erhielten die Ehre, das Closing zu übernehmen und zwangen sicherlich selbst den ein oder anderen leidenschaftlichen Raver in die Knie. Denn das Event endete erst um ca. 14:30 am Montag. 38  Stunden non-stop feiern für 17 Euro. Das kann man nur im Berghain.

Happy Birthday, Berghain. Schön, dass es dich gibt!

Bildquelle: BerghainTagesspiegel

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