Hallo meine Lieben,

das Streben nach Perfektionismus kennen wir wahrscheinlich alle mehr oder weniger: eine perfekte Figur, makelloser Teint sowie das perfekte Outfit. Immer der/die Beste sein, ob nun beruflich oder optisch, und ein erfolgreiches und attraktives Leben zu führen, scheinen erstrebenswerte Ziele zu sein.

Und das Vergleichen mit anderen in einem gewissen Maß kann tatsächlich unseren Ehrgeiz anspornen. Wer allerdings ständig der/die Beste seinen möchte, setzt sich somit extrem unter Druck. Und seien wir doch mal ehrlich, wie lange hält das vermeintliche Glück, wenn man sein Ziel erreicht hat?

Wahrscheinlich gibt es sofort ein neues Ziel. Das könnte beispielsweise bedeuten, dass wir unbedingt diesen einen Job haben wollen und falls wir ihn bekommen, möchten wir wahrscheinlich bald darauf einen besseren. Auf der einen Seite ist das natürlich auch erstrebenswert und unter konstruktivem Ansatz zu betrachten, da der Mensch sich dadurch weiter entwickelt. Allerdings nimmt der Optimierungswahn heutzutage teilweise erschreckende Formen an. Nach dem Motto: „Höher, schneller, weiter!“ hat man keine Zeit zum Durchatmen, sondern hetzt danach zum nächsten Ziel. Wirklich erfüllend ist das nicht. Wer alles perfekt macht, hat zwar das Gefühl, nichts falsch gemacht zu haben, aber Perfektion ist eine Strategie zur Vermeidung von Risiken. Nur damit ist man nicht allein. Die Konkurrenz will nämlich das gleiche Ziel zuerst erreichen.

Perfektionismus kann uns sogar blockieren. Dazu gibt es ein interessantes Beispiel: Wenn Tiger Woods an einem Golfturnier teilnimmt, spielen die anderen erstklassigen Golfer statistisch gesehen viel schlechter als üblich. Da niemand wirklich perfekt sein kann, ist das Scheitern früher oder später vorprogrammiert, denn es wird meistens jemanden geben, der noch besser in einer Tätigkeit ist als wir selbst. Gesellschaftlich betrachtet ist Scheitern häufig ein Zeichen, dass wir uns nicht genügend angestrengt haben und selber Schuld sind. Wenn wir also auf den Zug: „Ich bin besser als die anderen“ aufspringen, setzen wir uns damit nicht nur selbst unter Druck, sondern auch andere.

Es gibt eine Intoleranz gegenüber dem Scheitern, weil uns eigentlich alle Wege offen stehen. Womit wir wieder bei dem Punkt angelangt sind, dass die vorherrschende Meinung Außenstehender lauten könnte, man hätte sich nicht genügend angestrengt und ist selbst schuld.

Wie schaffen wir es nun, aus der Sache raus zu kommen? Wie kann man es schaffen, eben auch manchmal so wunderschön imperfekt zu sein? Ich denke, der erste Schritt wäre, sich seines eigenen Perfektionismus‘ bewusst zu werden. Unsere Selbstachtung sollte nicht in Zusammenhang mit den Werten anderer gebracht werden. Wir sind nämlich so gut, wie wir sind, ohne immer 100% Leistung bringen zu müssen! Hören wir also auf damit, uns mit anderen zu vergleichen. Hören wir auf, uns selbst fertig zu machen und zu kritisieren, wenn etwas nicht so gelingt, wie wir es gerne hätten. Und ehrlich gesagt, sind es denn nicht die Ecken und Kanten, die uns eigentlich interessant machen?

Ich wünsche euch eine schöne Woche und beende diesen Artikel mit einem Zitat aus Irene Beckers Buch: Everybody’s Darling, everybody’s Depp:

„Lieber schlampig glücklich als ordentlich gestresst!“

Bildquelle: http://gregmcgregor.tumblr.com/