Wenn man sich nicht sicher ist, ob es mit dem Partner noch Zukunft hat, sollte man gemeinsam in den Urlaub fahren. Da kann selbst ein Wochenendtrip an die Nordsee zu einem absoluten Alptraum werden oder eben auch gut gehen. Denn im Urlaub lernt man seinen Partner richtig kennen. Da können schon kleine Marotten, wie das ständige Hüsteln oder die Art und Weise wie der Partner mit der Zunge schnalzt, zu einer nicht ertragbaren Hürde werden, obwohl man dieses, als man zusammen kam, noch „süß“ fand. Eine Freundin sagte mal zu mir: „Man liebt nicht weil, sondern obwohl“ und damit hat sie Recht. Im Urlaub kann man sich weniger aus dem Weg gehen, wodurch eine überschwemmte Dusche oder die nicht zugedrehte Zahnpastatube eventuell das Ende der Beziehung bedeuten. Dabei liegt es nicht daran, sondern an dem Problem hinter dem Problem. Dieses kann durch sogenannte „Kleinigkeiten“ ausgelöst werden, ohne dass einem dieser Prozess bewusst wird.

Diese Ferien war ich auf Kreta. Im Hotel lerne ich Uwe und Martina kennen, ein echtes Traumpaar – in den ersten Tagen. Geradezu unzertrennlich. Sie kleben zusammen wie siamesische Zwillinge. Bei Fragen antwortet der jeweils andere für den Partner oder sie beenden ihre Sätze gegenseitig. Die ersten Urlaubstage sind so voller Harmonie, dass man meint, Geigen ihrer Liebe im Himmel zu hören. Eines Abends an der Poolbar treffe ich auf einen volltrunkenen Uwe. Er sieht aus wie ein misshandeltes Stofftier: die Augen glasig und der Mund ständig offen. Martina ist nicht mehr da, um seine Sätze zu beenden. Es gab einen Streit. Seit gestern schläft Uwe auf dem Sofa. Martina redet nicht mehr mit ihm. Er auch nicht mit ihr. Die Zahnpasta war der Auslöser. Nach einer durchzechten Nacht ergab ein Wort das andere und diese Worte verletzten und saßen tief.

Martina und Uwe lagen seit dieser Nacht alleine am Pool- möglichst weit voneinander entfernt. Dieser Zwist ist eigentlich auch kein Wunder. Wer den Beginn einer Beziehung zu symbiotisch lebt und keinen Platz mehr für Individualität lässt, bekommt früher oder später die Quittung dafür. Es ist also wichtig, dass man sich trotz des Verliebtseins noch Freiräume lässt und schafft. Wahrscheinlich wäre es Martina und Uwe besser gelungen, ihre Beziehung harmonisch zu leben, wenn sie auch Dinge allein unternommen hätten, Martina beispielsweise Tennis gespielt hätte und Uwe Golf. Nun, das Kind war in den Brunnen gefallen und auch trotz zaghafter Versuche wieder etwas zu kitten, der Riss blieb bestehen. Uwe und Martina gingen nach dem Urlaub getrennte Wege, redeten schlecht übereinander und bezeichneten den jeweils anderen als größten Fehler ihres bzw. seines Lebens.

Im ersten Urlaub wird man trotz getrennter Wege seinen Partner besser kennenlernen. Wenn man diesen ersten Urlaub überstanden hat, immer noch zusammen ist und sich immer noch liebt, eben obwohl und nicht weil, hat die Beziehung eine gute Chance, weiter standzuhalten.

Ich wünsche euch eine schöne Woche.

Wie sind eure Urlaubserfahrungen mit dem Partner? Schreibt mir: kontakt@readthetrieb.com

So long

Eure Lucy

Bildquelle: http://gregmcgregor.tumblr.com/