Als ich erst kürzlich der Arbeit wegen in Düsseldorf unterwegs war, machte ich eine erschreckende aber auch aufregende Entdeckung – die Taxifahrer ticken hier noch viel härter als bei uns in Berlin. Als ich vom Bahnhof kam, suchte ich mir das schickste der geparkten Taxen aus. Denn ich will ja nicht nur irgendwo ankommen, sondern beim VDMD Fashion-Frühstück. Der VDMD ist der Verband deutscher Textil- und Modedesigner und stellt gleichzeitig ein um sich greifendes Netzwerk dar.

Sofort kamen Fahrer auf mich zu: „You need a ride?!“
„Ist das dein Taxi?!“ nickte ich in die Richtung eines echt schicken Mercedes.
„Aber sicher doch!“, lautete die Antwort.
„Na dann!“ Noch während ich einstieg, zündete ich mir eine Zigarette an und gab das Ziel meiner Mission durch: „Cecillienalle Nr. 5, bitte – keine Spritztouren, direkter Weg“

Der Fahrer schnallte sich nicht mal an und fuhr los: „Ich komme aus Gaza, ich hab da fahren gelernt“, kommentierte er seinen Fahrstil. „Na dann, zeig den Hunden mal, was du kannst!“, erwiderte ich, während ich versuchte, meine Krawatte zu binden. Er lachte los, drehte das Radio lauter und trat voll durch.

„Wenn wir es schaffen, bevor das nächste Lied um ist, gibt es Trinkgeld!“
Er begann noch breiter zu lächeln. „Das ist Asaf Avidan, Musik des Feindes, das spornt mich nur noch mehr an, denen hier zu zeigen, wie man richtig Auto fährt!“ Dem folgte ein weiteres, maximal halb legales Wendemanöver.

Kurz darauf zückte er gekonnt sein Handy ans Ohr, welches zuvor geklingelt hatte. „Ich muss ran, das ist meine Tante, sie versteht nicht, dass man weggedrückt werden kann und danach dennoch zur Familie gehört!“

Er unterhielt sich laut auf arabisch, schlängelte sich an Ampelschlangen vorbei und bog mehrmals haarscharf wieder ab und ein – und das alles bei Tempo 50! Er war genial, man sollte „Drive” nochmals drehen, mit einem Düsseldorfer Taxifahrer aus dem Gaza-Streifen statt Ryan Gosling. Nach ein paar weiteren groben Verstößen gegen die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr, die in seiner Heimat wohl als Kavaliersdelikte gelten, waren wir da. Meine Krawatte war nun gebunden und meine Kippe, die ich mir zu Beginn der Fahrt angesteckt hatte, brannte immer noch. Ich gab ihm das versprochene Trinkgeld und seine großen braunen Augen begannen zu leuchten. Ich hatte das Gefühl, dass wenn ich nur ein wenig großzügiger gewesen wäre, hätte er mir seine schönste Tochter zur Frau gegeben.

Als ich ausstieg, begann er mit dem Parkplatzwächter zu schimpfen und zu streiten und setzte schließlich zurück. Ich war nun in der Stimmung, mich hier so zu benehmen, wie man es von einem Moderedakteur erwartete.

VDMD, es konnte nur genial werden!

Bildquelle: http://www.totalfilm.com/news/robert-de-niro-talks-taxi-driver-sequel via The Guardian