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Berlin kann an manchen Tagen ganz schön grau und trist sein. Auch London und sogar die Stadt der Liebe, Paris, sind an den falschen Ecken einfach nur niederschlagend und erdrückend. Doch das ist gar nichts im Vergleich zu dem Ort, den ich euch nun vorstelle. Es ist ein Ort, so grau und deprimierend, dass es kaum zu verstehen ist, wie hier Menschen leben können. Ich rede von der Stadt Norilsk.

Norilsk gilt als die nördlichste Großstadt der Welt und liegt im tiefsten Sibirien. Es leben mehr als 175.000 Menschen in dieser lebensfeindlichen Umwelt. Der Grund, wieso sie dies tun, ist, dass es hier durch das hohe Nickelvorkommen in der Umgebung Arbeit gibt! Aber auch genau diese Arbeit ist schuld an der Lebensfeindlichkeit. Das Nickel wird unter scheußlichen Bedingungen zu Tage gefördert. Mensch und Natur leiden darunter. Zudem wurde Norilsk als reine Arbeiterstadt errichtet, was heißen soll, dass es hier kaum Infrastruktur abseits der Arbeit in den Mienen (Neben Nickel gibt es hier noch viele andere Edelmetalle) und den damit verbundenen Industriezweigen gibt.

Es existieren ein paar Universitäten und Schulen, die die nächste Generation an Minenarbeitern und Ingenieuren heranziehen, aber sehr viel mehr gibt es dann auch nicht. Die Stadt besitzt zwar einen Tiefwasserhafen, doch ist dieser niemals ganz eisfrei und nur mit Eisbrechern zu erreichen. An das Schienennetz der Transsibirischen Eisenbahn ist sie nicht angeschlossen. Es gibt kaum eine Verbindung zur Außenwelt. Nur an zwei weiteren Hochseehäfen wurde ein Anschluss via Eisenbahn gebaut. Diese Häfen sind auch nicht ganzjährig zu befahren, da im kurzen Sommer die Gleise unter Schlammmassen bedeckt werden können.

Ihr seht also, es scheint aus der Stadt kaum einen Ausweg zu geben, falls man nicht erfrieren oder unter Schlammmassen bedeckt werden will. Zudem blüht hier kein Grün so hoch oben im Norden, wo es auch kaum Sonnenschein gibt. Denn in der Polarnacht, welche ein halbes Jahr dauert, gibt es maximal 4 Stunden Sonnenschein. Doch der Smog ist meist zu dicht als das man die Sonne erblicken könnte.

Zu allem Überfluss ist Norilsk eine geschlossene Stadt. Sie wurde ursprünglich in der Stalin-Ära als Gefangenenlager errichtet, doch nach dem Tode des Diktators und einem gewaltigen Gefangenenaufstand wurde aus dem Gefängniskomplex (über 70.000-100.000 Insassen!) eine echte Stadt ins Leben gerufen – mehr oder weniger. Außenweltlern, wie sie genannt werden, ist der Zutritt meistens untersagt und nur via Sondergenehmigung dürfen sie sie betreten. Norilsk ist ein Ort, der derart unwirklich erscheint – so grau und so trist – dass ich mir nicht ausmalen kann, Tag aus Tag ein mein Leben zu fristen. Und dennoch arbeiten und leben hier Menschen – am wohl deprimierendsten Ort der Welt, der von Menschenhand errichtet wurde.

Bild- und Informationsquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Norilskhttp://www.norilsk-city.ru/ und http://www.google.de/worldofmysteries