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Angekommen. Verschwitzt, abgehetzt, erschöpft. Nur wohin mit den Klamotten? Ab ins Hotelzimmer. Ich residiere zwischen den U-Bahn Stationen Diagonal und Verdaguer. Barcelona – endlich. Ich muss direkt weiter, schließlich habe ich nur die eine Nacht und die kann ich nicht ziehen wie einen Kaugummi.

Nur einen kurzen Fußweg von meinem Hotel entfernt, befindet sich eine Touristenhochburg. La Rambla, die einst ein Flussbett war und die Stadtgrenze markierte, ist nun eine 1,2km lange Flaniermeile, die im Großen und Ganzen einen breiten Fußgängerweg mit kleinen Einbahnstraßen rechts und links darstellt und an einer großen Statue in einem Kreisverkehr endet. Berühmt für ihre vielfältigen Geschäfte und Gassen ist die La Rambla auch voll von Straßenkünstlern, Skulpturen und allerhand geschichtlichen Eckpunkten. Es ist ein einzigartiges Gefühl – und ich mittendrin!

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Fasziniert von der vielfältigen Architektur, wird sofort klar, dass hier verschiedene Künstler und Architekten am Werk waren. Epochen übergreifende Bauten stehen hier nebeneinander. Mittendrin die ein oder andere Skulptur oder auf den Boden gepflasterte Kunst, die, wie die verschiedenen Gebäude, überhaupt nicht zusammenpasst. Aber dennoch ein in sich skurriles Ganzes ergibt. Alles schreit nach Geschichte. Jeder Winkel und jede Seitenstraße will erkundet werden und es gibt auch in tatsächlich jeder etwas zu entdecken. Herkömmliche Geschäfte sucht man hier vergebens. Aber die typisch schlechten Restaurants gibt es hier wie an jedem anderen Touristenpunkt der Welt auch. Sogar vor Taschendieben wird überall gewarnt, wobei ich damit wenig Probleme hatte. Denn wer nichts mitnimmt, kann nichts verlieren.

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Ein riesen Menschenhaufen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Alle haben Becher mit bunten Getränken in der Hand. Mir wird gleich klar, da muss ich hin. Bei näherem Betrachten fällt mir ein, dass hier der berühmte Markt sein muss. Und Tatsache, es ist der Boqueria Mercat. Überflutet von einem Meer aus Farben, betritt man eine Markthalle, die neben exotischen Obst- und Gemüsesorten auch Hirn und Schädel inklusive Augen vertreibt. Bis auf die Überdachung, die im 19. Jahrhundert aus den vielen einzelnen Ständen eine Markthalle machte, blieb seit dem 13. Jahrhundert alles relativ gleich – der durchdringende Mix von verschiedenen Gerüchen und die Vielfalt an Waren eingeschlossen.

Es gibt derart viel zum Probieren und Naschen, dass man aus diesem bunten Karussell namens Boqueria nicht mehr aussteigen möchte. Allerdings bin ich jetzt satt und muss weiter. Ich halte mich hier schon zu lange auf.

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Weiter geht es entlang der La Rambla, Richtung Strand. Rechts und links gibt es viel zu sehen: Ein Theater, Souvenirläden, Gassen. Und eine verkleidete Person, bei der man nicht sagen kann, ob Männlein oder Weiblein, steht in Marilyn Monroe Kostüm auf dem Balkon. Selbstverständlich mit Wind. Überall entlang der Straße erblickt man solche Schausteller, die sich, ihre Arbeit oder ihre Talente darbieten. Es ist interessant, ihnen dabei zuzuschauen. Ein schlechtes Geschäft scheint es nicht zu sein, denn andauernd hört man, wie Kleingeld in den Töpfen scheppernd auf anderes Kleingeld fällt.

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Es muss anstrengend für die Schausteller sein, in der prallen Sonne zu arbeiten, aber das ist nicht mein Bier. Bier – trinken, gute Idee. An meinen leeren Getränkevorräten merke ich, wie die Zeit dahin schwindet. Dadurch, dass es hier in Barcelona so angenehm hell und warm dank 30°C im Schatten ist, merkt man nicht, dass sich der Tag dem Ende neigt. Also weiter, wenigstens bis zum Strand. Man würde meinen, dass das Neue und Ungewöhnliche langsam abklingen sollte. Aber es geht genau so weiter wie bisher. Skurrile Geschäfte und Schausteller überall. Ich entdecke sogar einen Stand, an dem man Penis- und Vagina-Pflanzensamen kaufen kann. Ich halte kurz inne, um zu lachen. Sowas hatte ich noch nie gesehen.

Von Weitem entdeckt man schon die Statue im Kreisverkehr, in der Nähe vom Strand. Ziel! Mit neu gewonnenem Elan gehe ich weiter. Auch die Häuser bleiben derart vielfältig wie bisher. Ansehen und Anfassen raubt Zeit und Energie, also weiter. Nur noch die Straße überqueren und ich bin da.

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Es ist wunderschön hier: kühler Wind, die angenehme Meeresluft. Ganz anders als man es zum Beispiel von der Ostsee kennt. Im Kreisverkehr sitze ich eine gefühlte Ewigkeit. Jetzt kann ich mir Zeit lassen. Die Menschen hier sind sonnengebräunt und gut drauf. Das Feeling muss man genießen. Ich unterhalte mich mit einigen auf Englisch. Recht spärlich, denn fast alle sind wie ich Touristen auf einem Kurztrip, um den Zauber von Barcelona zu erfahren. Mir wird erst jetzt bewusst, wie müde ich bin. Eigentlich sind 1.200 Meter keine Strecke, aber bei der Hitze und dem, was man hier alles erleben kann, zerrt es doch ganz schön an den Nerven. Mit der klimatisierten U-Bahn geht es zurück ins Hotel – schnell, recht günstig und am sichersten.

Flott geduscht, gegessen und ins Bett. Eines von den Acht ist meins. Große Zimmer à la Hostel mit Fremden zu teilen, ist weitaus günstiger als ein Einzelzimmer. Alle anderen sind wohl noch feiern, ich muss jedoch morgen zurück nach Berlin. Denn ein Kurztrip beinhaltet das Wort „kurz“. Im Bett fällt mir auf, kein Foto von der Statue im Kreisverkehr gemacht zu haben. Absicht oder nicht, jetzt MUSS ich noch ein weiteres Mal nach Barcelona. Aber diesmal etwas länger. 😉

Bildquelle: Readthetrieb