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Für mich gehörte es zu dieser Stadt wie Pinsel zu Picasso. Und ich war gerne dort. Für mich sogar ein Stück Heimat. Mit viel Fantasie konnte man erkennen, was es einst war – ein kaiserliches Einkaufscenter, das KaDeWe des 19. Jahrhunderts.

Jeden Tag der Woche konnte man dort hingehen. An den Wochenenden war es voll.
Touristen von überall auf der Welt vermischt mit Berlinern.

Kunsthaus Tacheles. Was für ein schöner Name für einen besonderen Ort. Die Treppen ging es hoch zu mehreren Galerien über 4 Stockwerke. Das Treppenhaus war voller Graffiti. Es roch nach Urin  und Erbrochenem. Im 1. Stock standen die Dealer, die jedem etwas andrehen wollten.
Diese ignorierte man und kam dann in die Galerien, wo die verrücktesten Bilder zu sehen waren.

Hin und wieder entdeckte man neue Räume, neue Hintereingänge – mit neuen Partys. Ganz unten war das Zapata, gerne mit live Musik. Nebenan ein anderer kleiner Club mit
House- oder Soul-Musik.

Draußen gab es jede Menge Sand und Bars dazu. Merkwürdige, urige Gebäude mit merkwürdigen Menschen und merkwürdigen Partys sowie der Metallausstellung. Dort schweißten Künstler irgendwelche Dinge zusammen und erstellten skurrile, metallene Figuren. Und nebenan, nicht zu vergessen, ein Biotop, auch mit kleiner Hütte und Strand.

Ganz oben im Tacheles gab es eine Bar, die selten offen war. Wahrscheinlich war es dort oben zu baufällig, um sie regelmäßig zu öffnen. Von dort oben hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt.

Im 2. Stock war das High End – mit einem alten Kino, in dem hin und wieder spezielle Filme, fernab vom Mainstream, liefen. Gleichzeitig war es aber auch Bar und Electro Club in einem.

In der 3. Etage gab es südamerikanische Folklore: Musik sowie Schmuck.

Schön war es. Leider ist es vorbei. Das ehemals besetzte Gebäude wurde zwangsversteigert und nach und nach geräumt. Heute kann man es nur noch von außen bewundern. Das Leben ist Veränderung. Berlin verändert sich auch ständig. In diesem Fall zu schade. Das Tacheles war ein besonderer Ort mit besonderen Menschen und besonderer Kunst. Es bleibt die Erinnerung und die Fassade von außen. Leider viel zu wenig.

Dieser Ort hätte in seiner Vielfältigkeit erhalten bleiben und für uns und die nachfolgende Generation ein Sinnbild der Toleranz, Kunst und Vielseitigkeit darstellen sollen!

Weblink: http://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthaus_Tacheles

Kunsthaus Tacheles
Oranienburger Str. 54-56a
10117 Berlin

Bildquelle: http://www.kunsthaus-tacheles.de/institution/history/photoarchive/page/2/